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ToggleEs ist ein Unterschied, ob ich denke, oder ob ich weiss, dass ich denke.
Er bedeutet die Welt.
Was ist Achtsamkeit?
Achtsamkeit ist nichts anderes als Bewusstheit im Denken, Fühlen und Handeln. Es ist ein waches Bemerken und Beobachten. Es ist eine Art, sich selbst zuzusehen. Es ist ein sich-selbst-bewusster-wahrnehmen.
Der allgemein übliche Bewusstseinszustand des Menschen ist eine Art Autopilot, mit dessen Steuerung wir durch das Leben gehen. Wir haben in unserem Inneren einen konstanten Dialog zwischen Denken und Fühlen, dessen wir uns nicht bewusst sind. Während es fortlaufend im Verstand und der Gefühlswelt redet, streitet, quatscht, schimpft, kommentiert, ablenkt und schönredet, gehen wir durch unsere Lebenssituationen. In dieser Verfassung fehlt es überall an Gegenwärtigkeit: (weiterlesen) wir bekommen weder den inneren Dialog wirklich mit, noch sind wir mit unserer Aufmerksamkeit; mit unseren Sinnen wirklich ganz in der jeweiligen Situation, in der wir uns befinden.
So kommt es, dass wir nicht etwa aus einer Gegenwärtigkeit, einer Bewusstheit heraus handeln, sondern immer wieder mechanisch dasselbe tun, und zwar in einem Zustand des Nicht-Richtig-Da-Seins. Wir beantworten Situationen nicht, sondern wir reagieren nur: unbewusst und mit den immer gleichen Automatismen.
Solange das keine sichtbaren Probleme verursacht und zu emotionalen Extremsituationen führt, scheint alles in Ordnung zu sein. Wer ist noch nicht 50km über die Autobahn gefahren, hat die ganze Zeit über irgendetwas nachgedacht und hat sich manches Mal gewundert, wie er, ohne sich des Autofahrens wirklich bewusst gewesen zu sein, heil nach Hause gekommen ist?
Erst, wenn wir über die immer selben Probleme „fallen“, wenn wir zunehmend unter Stress und Unlösbarkeiten leiden; oft erst, wenn man den Eindruck hat, dass man die Kontrolle über bestimmte Lebensbereiche verliert – oder über sein Leben, werden wir wacher und zugänglicher dafür, bewusster wahrzunehmen, was wir eigentlich tun. Meist wollen wir erst jetzt genauer wissen, wo unsere Schwierigkeiten herkommen und beginnen uns von den alten Standardantworten zu verabschieden. An die Stelle unserer gewohnten Antworten tritt zunächst eine Orientierungslosigkeit und eine Nichterklärbarkeit.
Der Schlüssel zur Lösung liegt in einer zunehmend achtsamen, bewussten Lebensweise. Denn nur so erfahren; erkennen wir, was wir wirklich tun, wie wir wirklich fühlen und was wir wirklich den ganzen Tag denken. Nur mit einer bewussten Wahrnehmung unserer selbst können wir uns selbst auf die Spur kommen. Und das ist die Voraussetzung für Heilung und Befreiung von unseren alten Fesseln.
Wie „erlernt“ man Achtsamkeit?
…….indem man innehält und sich des gegenwärtigen Zustandes bewusst wird. Eigentlich ist es kein Lernen; es ist ein Sich-Erinnern. Der Zustand der Achtsamkeit ist unser natürlicher Bewusstseinszustand, den wir verlernt haben.
Viele Menschen müssen dazu erstmal einen Kontakt zu ihrem Inneren und ihren Sinnen herstellen.
Dazu gibt es Anleitung und Übungen.
In den Seminaren, die ich in Kürze beginne, anzubieten, lernen wir zunächst den inneren Körper wahrzunehmen. Dazu braucht es Stille, Entspannung und eine gerichtete Aufmerksamkeit. Das Wiedererlernen von Achtsamkeit über den Körper ist leicht und für jeden möglich. Ein erster „Nebeneffekt“ davon kann sein, dass Menschen mit chronischen körperlichen Leiden, Linderung erfahren.
In unserem Inneren gibt es die Instanz des sogenannten „Beobachters“.
Das ist der Teil in mir, der mich im Spiegel ansah, als ich 20 Jahre alt war, und der auch heute noch schaut, wenn ich in den Spiegel sehe; und gleichbleibend da ist. Das ist der Teil in mir, der meinen Traum gesehen hat, als ich schlief, so, dass ich mich am nächsten Morgen daran erinnern kann.
Achtsamkeit bringt den „Beobachter“ hervor; der „Beobachter“ bringt Achtsamkeit hervor.
Auf meinem YouTube Kanal findest du viele weiterführende Videos zu den Themen Toxische Beziehung, Geliebte sein und Hochsensibilität.
Man kann lernen, zu meditieren; Achtsamkeit ist auf Dauer eine Folge von Meditation.
Bei der klassischen Meditation im Sitzen schaut man mit geschlossenen Augen nach innen und beobachtet, wert-und urteilsfrei, den Dialog zwischen den Gedanken und Gefühlen. Das Wahrnehmen dieser inneren Dialoge überträgt sich von selber in den Alltag – mehr und mehr.
Auch das Ausüben von Yoga hat diese Folge.
Der spirituelle Lehrer Thich Nhat Han lehrt das Achtsame Gehen, auch Gehmeditation genannt. Auch hier überträgt sich die Achtsamkeit dieser Meditation auf den Alltag.
Alles, was wir bewusst und mit Bedacht tun; alles, was uns aus diesem Zustand des Nicht-ganz-da-seins in die Gegenwärtigkeit holt, eignet sich, um in achtsames Denken, Fühlen und Handeln zu finden.
Was kann Achtsamkeit?
Alles.
Sie verändert Dein Leben.
Wenn wir vorher einen Grossteil dessen, was wir innen und aussen erleben, nur begrenzt, wirklich wahrgenommen haben, wird das bewusste Wahrnehmen und Beantworten von Situationen und Befindlichkeiten grossflächige Veränderungen mit sich bringen.
Die Gesellschaft hetzt zunehmend unter Zeitdruck durch das Leben; wir sind nur mit dem Tun beschäftigt und bemerken lange Zeit nicht, dass wir in dem Autopilot-Modus nicht etwa Stress abbauen, sondern immer weiter Stress und Druck aufbauen. Wir hetzen den immer dichter werdenden Erfordernissen nach, versuchen ihnen gerecht zu werden und übersehen dabei, dass wir selbst sie durch unsere unbewusste Reaktivität noch verstärken und den Druck erhöhen. Und unsere Gedanken-und Gefühlswelt erklärt uns diktatorisch, dass es keinen anderen Weg gibt, als noch mehr, noch schneller schaffen zu müssen. In diesen Lebensumständen bleibt scheinbar kein Platz für Innehalten, Erkenntnis und Erholung. Je schneller sich das Karussell dreht, desto mehr haben wir das Gefühl, keine Musse, keine Zeit für Erkenntnis, Innehalten und Meditation zu haben. Diese Teufelskreise kann man mit einer achtsamen Lebensweise durchbrechen. In dem Moment, in dem einem bewusst wird, was man gerade fühlt, denkt und im Begriff ist zu tun, schafft sich eine Distanz zu dem inneren Denkkarussell. Wenn ich nur einen Augenblick wahrnehme, was gerade in mir passiert, unterbreche ich den Teufelskreis von Denken, Fühlen, Reagieren. Das Austreten aus dem Karussell ist die Voraussetzung dafür, dass Stress sich wieder abbaut.
Ein achtsamer, also bewusster Umgang mit sich selbst, holt unbewusste Inhalte an die Oberfläche.
Er heilt Emotionen und damit Verhaltensmuster und Wiederholungen. Er beruhigt auf Dauer die Aktivität des Verstandes; er zeigt mir genau, wo meine Probleme entstehen. Und wo sie sich lösen; ohne mein aktives Etwas-machen-müsse.
Achtsamkeit entstresst und führt im Alltag zu einer entspannteren Sichtweise auf die Dinge. Mit einer anderen Sichtweise verändern sich auch die Situationen selbst. Der zunehmend achtsame Umgang mit allem bringt Klärung und Frieden in Beziehungen, er befriedet die Kommunikation mit dem Partner und allen anderen Menschen.
Achtsamkeit erlöst uns aus dem Zustand des Nicht-da-seins; während wir pausenlos chaotisch denken und nie ganz da sind, wo wir gerade sind, zieht unser Leben an uns vorbei. Achtsamkeit holt uns in die Gegenwart; in den Moment indem das Leben stattfindet.
Achtsamkeit ist gleichbedeutend mit Gegenwärtigkeit ; mit Bewusstheit und Selbstbeobachtung; sie ist der Schlüssel zu jedweder Heilung.
Das ist allerdings bei weitem nicht alles, was sie uns gibt.
Sie wird sich mit der Zeit immer mehr durchsetzen und am Ende übernehmen.
Sie bringt uns in die inneren und äusseren Lebensumstände, die wir uns immer gewünscht haben und weg von den Mechanismen der Selbstzerstörung. Sie lässt uns spirituell sterben; lässt uns frisch und quicklebendig wiederauferstehen als Co-Creator. Sie bringt uns aus dem Gefühl des Ausgeliefertseins heraus, und öffnet die Tür zu unserer ureigenen Lebendigkeit und Kraft. Sie heilt uns von der Vergeudung unserer Lebenszeit; von dem Sisyphos-Dasein, was zunehmend viele von uns als gängigen Alltagsmodus erleben und gibt uns unsere Kreativität und Handlungsfähigkeit zurück.
„Ich habe Euch nach meinem Ebenbild erschaffen“, so steht es sinngemäss in Genesis 1. Damit ist gemeint, dass wir alle mit dem vollen schöpferischen Potential und allen Eigenschaften Gottes ausgestattet sind.
Achtsamkeit ist das Vehikel dorthin: sie heilt unsere Angst und befreit uns von der Notwendigkeit unserer Illusionen.
Was übrig bleibt, ist das, was wir gesucht haben.
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Foto und Beitragsbild:
Gortincoiel / photocase.de