Warum wir nicht wissen, was wir wirklich wollen. Und wie man es herauskriegt.

Viele von uns wissen genau, was sie nicht wollen. Ab 30 fängt das an, dass man spürt, was einem nicht gut tut; dass man schmerzempfindlicher für die Wiederholungen von Verletzungen wird.

Und das wird mehr; im Laufe der folgenden Jahre hört man sich oft sagen: „Das geb ich mir nicht mehr! Das lasse ich mir nicht mehr gefallen, das will ich nicht mehr! Wehe wenn…!“

Undsoweiterundsofort.

Ich selbst bemerkte mit Mitte 40, dass „nicht mehr“ einer meiner am häufigsten benutzten Redewendungen war, und am Ende, dass ich auch das „nicht mehr“ wollte.

Ich hatte zwei Dinge übersehen: Die Frage, was ich denn eigentlich will, stellte ich meistens erst gar nicht oder nur sehr selten. Wenn ich das tat, kam wenig Antwort aus meinem Inneren. Die Frage war mir lästig, weil das irgendwie anstrengend zu sein schien. „Ich will nicht“ war leichter.

Und es war meiner Aufmerksamkeit entgangen, dass ich nahezu ausschließlich auch auf das fokussiert war, was ich nicht mehr wollte, anstatt auf das, was ich wollte.

Die Frage, warum ich nicht wusste, was ich wollte, tauchte auch erst sehr spät auf. Der bin ich natürlich auch irgendwann nachgegangen.

Warum wagen wir uns an die Frage danach, was wir wirklich wollen im Leben, was uns denn glücklich machen würde; wie wir leben wollen und was wir uns alles wünschen, gar nicht erst heran?

Ganz einfach: weil wir Angst vor Enttäuschung haben.

Wir haben Angst davor, dass es sich sowieso nicht realisieren lässt

Und diese Restriktion in unserem Verstand schiebt sich blitzartig vor jede Innenschau, die einen Wunsch oder eine Idee hervorbringen könnte. Sie verhindert damit, dass wir mit unserer Fragestellung weiterkommen.

Und wenn sich doch mal ein Zipfel von einem Wunsch bis ins Bewusstsein hervorwagt, schlägt unser Verstand ihn mit Ge-Unke in die Flucht; zurück ins Halbbewusste. „Wie soll das denn gehen? Das schaffe ich sowieso nicht. Alles Flausen. Ich bin zu alt dafür. Wie soll ich das denn machen? Ja aber, von irgendwas muss ich ja leben!“

Der Verstand antwortet gerne dann in vorwurfsvoller Manier. Als hätte man nicht mehr alle Tassen im Schrank.

Das tut er nicht, weil er schlecht ist, sondern weil er auf Schmerzvermeidung konditioniert worden ist. Das hat uns zunächst mal die Assimilation; das Einfügen in einen Familienverband in eine Kultur und in ein Kollektiv ermöglicht und uns somit das Überleben gesichert. In diesem Survivalsystem, das komplett auf Angst und Angstvermeidung läuft, kommt erstmal nichts vor, das unsere zugedachte Rolle in der Familie und in der Gesellschaft in Frage stellt.

Bei vielen Menschen bedeutet das, dass sie ein Leben leben, das ihnen zwar ein Gehalt und einen Platz sichert. Aber auch nicht mehr als das.

Viele beginnen zu spüren, dass sie nicht glücklich sind, dass sie nicht das tun, was sie wirklich tun wollen. Sie fühlen sich fremd im eigenen Leben.

Und da unsere Konditionierung darauf aus ist, möglichst keinen emotionalen Schmerz zu produzieren – der unweigerlich kommen wird, wenn wir unseren Träumen nachjagen – löscht unser Verstand den Versuch, unsere großen und kleinen Träume schon in frühesten Stadien ab. Oder er winkt sie durch und heftet ihnen das Etikett „Phantasiegebilde – kannst-du-sowieso-nicht-verwirklichen“ an.

Wenn wir unsere Träume begraben, begraben wir uns selbst

Erleben wir nun viele Jahre immer wieder, dass wir an unsere Wünsche nicht richtig drankommen und dass uns ein Teil von uns, mental immer wieder auf die Finger haut, wenn wir uns näher heran wagen, dann lernen wir nichts anderes als, dass sich unsere Wünsche sowieso nicht verwirklichen lassen. Und weil das mit der Zeit immer schmerzhafter wird, beginnen wir damit, sie zu begraben.

Damit begraben wir uns selbst. Genauso fühlen sich Menschen im Moment überall: lebendig begraben, getrennt von dem, was sie lebendig macht und überhaupt erst ausmacht.

Wir lassen uns von der Angst vor Enttäuschung so sehr ins Bockshorn jagen, dass wir Angst vor unseren Wünschen bekommen. Sie sind irgendwann in unseren Gehirnen mit dem Gefühl: Angst verknüpft. Und da unser Survivalsystem Schmerz meidet, legt es unsere Träume und Wünsche irgendwo in unserem System ab, wo wir sie kaum wiederfinden.

Aber: sie lassen sich nicht nur wiederfinden, sondern sie lassen sich auch erfüllen!

Was wir noch fürchten

Wir haben Angst vor der Verantwortung. Denn die müssen wir übernehmen, wenn wir unsere Träume erfüllen wollen. Wir müssen Verantwortung für unsere Talente und Begabungen übernehmen.

Wir fühlen uns verletzlich, wenn wir unsere erste Ausstellung haben und unsere Werke zeigen. Die Artikel, die ich schreibe und die eBooks verlangen von mir eine Verantwortlichkeit für mein geschriebenes Wort; für meine Sichtbarkeit. Das hätte ich vor 10 Jahren noch, nicht aushalten können.

Wenn wir uns mit unseren Talenten zu voller Größe aufrichten, werden wir sichtbar und unser auf Angstreduktion konditionierter Verstand macht uns erstmal klar, dass dann auch alle sehen können, wenn wir etwas falsch gemacht haben könnten, oder dass alle sehen können, dass wir vielleicht doch nicht so viel können, wie wir vorgeben. Er „arbeitet“ mit Schuld- und Scham-Androhung und sorgt lange Jahre nahezu unbemerkt dafür, dass wir uns nicht trauen. Dass wir uns nicht trauen unseren Träumen nachzujagen, und am Ende uns nicht trauen überhaupt zu wissen was wir eigentlich wollen. Er macht uns klar, dass wir der Verantwortung nicht gewachsen sind. Und damit wir nicht dauernd enttäuscht sind, vergräbt er unsere Träume.

Berufung fängt im Kleinen an

Der Begriff „Berufung“ geistert durch die Psychoszene. Jeder wünscht sich, seine Berufung zu finden; das wofür sein Herz schlägt, das was er oder sie am besten kann, am liebsten tut.

Wir haben nicht den Hauch einer Chance herauszufinden, was das sein könnte, wenn wir nicht ganz woanders anfangen: nämlich im Kleinen.

Wir müssen bei unseren kleinen Wünschen beginnen und dafür müssen wir uns vergegenwärtigen: was brauche ich gerade; was täte mir gut? Was ist in diesem Augenblick wichtig, was ist jetzt wirklich dran? In dieser Vergegenwärtigung wird man beginnen Grenzen deutlicher wahrzunehmen. Aber auch Wünsche und Träume. Wer sich auf den Weg macht, um Seins zu finden, der muss beim Kleinen im Alltag anfangen.

Wenn du immer noch eine Faszination mit einem frischen Malbuch oder Tuschestiften hast….schaffe das heran! Wenn du es liebst, verrückte Kuchen zu backen, kannst du es dir nicht erlauben, jahrelang darauf zu verzichten. Wenn du Eidechsen magst, dann geh sie suchen, wenn du Lust hast mit der Taschenlampe unter der Bettdecke zu lesen, schenke dir diese Freude! Wenn du gerne wieder in einem See schwimmen möchtest oder barfuß durch den Regen gehen, dann mache es bitte möglich und zwar mit vollem Einsatz! Wenn du singen liebst, sing!

Nicht alles wird sich sofort umsetzen lassen. Manches dauert etwas. Wer aber aufgibt, enttäuscht sich selbst ein ums andere Mal. Kaum etwas unterwandert echtes Selbstvertrauen mehr, als diese Enttäuschung ein ums andere Mal.

Was es hier braucht, haben viele Menschen im Übermaß: Hartnäckigkeit. Unsere Wünsche gehen in Erfüllung wir müssen viel länger dranbleiben!

Die Kenntnis der kleinen und größeren Wünsche und der Einsatz unseres Durchhaltevermögens, wird unseren Fokus mehr und mehr hinlenken zu dem, was wir wollen. Und damit weg von dem was wir nicht mehr wollen.

Damit zeigen sich die Wünsche und Träume immer deutlicher, die Punkte im Lebensweg verbinden sich; das Leben beginnt, die Türen zu öffnen.

Auf meinem YouTube Kanal findest du viele weiterführende Videos zu den Themen Toxische Beziehung, Geliebte sein und Hochsensibilität.

Hier kommen einige motivierende Anmerkungen zu diesem Thema:

  • Nutze jede Situation der Unzufriedenheit dazu, herauszukriegen was du willst.
  • Wenn du das nicht herauskriegst: bleib dran. Mit der Zeit wirst du es herauskriegen.
  • Wenn du deine Träume begräbst, begräbst du dich selbst.
  • Mach dir um das „Wie“ nicht zu viele Gedanken; das wird sich zeigen. Deshalb dauert das mit den großen Wünschen manchmal länger, weil wir noch viele Widerstände in uns haben. Das lässt uns gedanklich am „Wie“ festkleben. Die Widerstände müssen sich erst ein Stück abbauen. Sonst kapiert unser Verstand nicht, dass das Leben alles kann. Dann erst können wir das „Wie“ dem Leben überlassen.
  • „Ich kann nicht sehen wie das gehen soll, also ist es nicht möglich.“ ist eine der lebenshemmendsten, kurzsichtigsten und schmerzhaftesten Feststellungen überhaupt.
  • Sie ist auch eine der dümmsten.
  • Das Leben hat sowieso alles gemacht; bilde dir nicht ein, dass du dich selbst am Leben gehalten hast. Das Leben hat dich am Leben gehalten.
  • Das Leben kann alles. Auch das, was dein Verstand sich nicht vorstellen kann.
  • Deine Wünsche und Begabungen kommen aus dem Leben selbst; die hast du nicht gemacht.
  • Wenn du es lässt, hat das Leben genauso auch die Power, deine Wünsche zu erfüllen.
  • Wenn das Leben imstande ist, ein Gänseblümchen zu erschaffen, dann musst du dich nicht allzusehr darüber zu sorgen, wie du mit der Querflöte auf den Baum im brasilianischen Urwald kommen sollst.
  • Wenn du nicht verstehst, wie ein Gänseblümchen entsteht, dann verstehst du auch nicht, warum das Leben deine Träume erfüllen kann. Das ist auch nicht unser Job das herauszufinden.
  • Unser Job ist es, herauszubekommen, was wir wollen und uns den Widerständen zu stellen.
  • Das Leben hilft dir sofort, wenn du deinen Fokus auf die Frage legst: was will ich?
  • Die Schmerzen, die zu erwarten sind, kommen daher, dass wir unsere Sicherheitszone verlassen müssen. Es kann nichts passieren, aber unser inneres Survivalsystem wird uns das eine Zeit lang weiss machen. Und das auch sehr autoritär.
  • Auf diese Weise stellt man sich seinen Ängsten: Man tut das Richtige und fühlt, was dann aus dem Inneren kommt. Am besten sehr bewusst. Alle Widerstände zeigen sich auf diese Weise.
  • Echtes Vertrauen kommt daher, dass man sich das getraut hat und festgestellt hat, dass nichts passiert. Außer, dass das Leben besser wird.
  • Frage das kleine Mädchen oder den kleinen Jungen in dir, was er oder sie sich wünscht. Dieses kleine Wesen in dir weiss noch alles.
  • Wenn sie rosa Nagellack will, dann kaufe ihn.
  • Und bring dem kleinen Kerl in dir Indianerfedern mit. Vor allem, wenn er davon zu wenig bekommen hat.
  • Stelle fest, was du „nicht mehr“ willst, aber höre auf, darauf herumzureiten, damit zu kokettieren und dir damit leckere Gefühle zu machen: das ist der sichere Weg, dass du dich auch darauf fokussierst.
  • Wenn du dich emotional auf das fokussierst, was du „nicht mehr“ willst, wirst du noch viele Situationen re-inszenieren, die mit dem Satz. „Ich will das nicht mehr“ enden.
  • Entwerfe innere Bilder von dem Leben, das du dir wünschst. Ändere sie, wenn deine Wünsche sich ändern.
  • Welche deiner Wünsche diejenigen sind, die Bestand haben und echt sind, wird sich herausbilden, von selbst.
  • Wenn Angst kommt, lege dich in dein Bett, schließe die Augen und fühle bewusst.
  • Wenn Verzweiflung kommt, weil du jetzt deine Wünsche kennst und noch nicht weisst, wie du dahin kommen sollst, fühle bewusst. Alles was jetzt passiert, bringt dich nach Hause.
  • Unser Job ist es nur bewusster zu werden, uns die Wahrheit zu sagen und herauszukriegen, was wir wirklich wollen.
  • Das Leben kümmert sich um den Rest.
  • Dein Verstand hat viel geleistet, aber glaube ihm nicht alles. Vor allem das Ge-Unke nicht.
  • Gib niemals auf.
  • Mit Hartnäckigkeit kommst du immer ans Ziel. So oder so.

Bildnachweis

Foto oben und Beitragsbild: korolOK/Shotshop.com

Foto Mitte: Litha Fotodesign/Shotshop.com

Foto unten:CroMary/Shotshop.com

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Tanja Grundmann

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