Unsere Wünsche gehen alle in Erfüllung – wenn wir nicht zu früh aufgeben

Unser stärkster Drang ist es, glücklich zu sein. Wir haben alle einen mehr oder weniger starken Impuls, herauszukriegen was wir am besten können; was wir am liebsten den ganzen Tag tun möchten. Viele vertrauen diesem Drang nicht und geben schon früh im Leben auf, ihm folgen zu wollen.

Andere, und es scheinen immer mehr zu werden, können diesen starken Strömungen nicht widerstehen und wollen mit ungeheurem Nachdruck erfahren, was sie wirklich ausmacht; wie sie leben wollen und was sie am besten können.

Wir wollen am liebsten immer alles über uns wissen, aber man dringt nicht in die untersten Schichten der eigenen Psyche vor, wenn man nicht beginnt sich weiterzubewegen. Bleibe ich in meinem alten Job und meiner alten Umgebung; bleibe ich bei meinen alten Vorstellungen, Denkmodellen und Meinungen, dann ist es unmöglich an tiefere Schichten der Reifung zu gelangen. Dafür müssen wir unseren Träumen nachjagen; dafür haben wir sie!

Dafür müssen wir uns zu voller Größe aufrichten wollen.

Beginnen wir mit einer Weiterentwicklung, die unsere alten Begrenzungen berührt, rennen wir als erstes vor die nächste Wand. Für viele sieht das so aus, als hätte man ganz niedrigschwellig schon versagt, oder als habe man keine Chance. Ich selbst habe das auch lange gedacht; mein Mantra, wenn ich mal wieder gegen die Wand gelaufen war, ging so: meine Wünsche gehen nicht in Erfüllung; wenn ich was will, passiert das genaue Gegenteil.

Dabei hatte ich einen wichtigen Mechanismus übersehen.

Ein Kind das Laufen lernt, fällt erstmal hin und zwar über längere Zeit andauernd. Bevor es laufen kann, müssen sich sein Balancegefühl und seine gesamte Kinästethik auf die neue Situation ausrichten; müssen erstmal alle körperlichen und seelischen Funktionen, die dafür gebraucht werden, reifen.

Sie würden aber niemals reifen, ohne das Erfordernis des Laufenlernens.

Wie oft fällt das Kind, bevor es sicher gehen kann? Wieviele blaue Flecken; wieviele Platzwunden, wieviele Tränen und Trösten braucht es, bis das Ziel erreicht ist? Der Drang, sich aufzurichten und gehen zu wollen, ist offenbar so stark in der menschlichen Psyche ausgebildet, dass wir trotz all der Rückschläge gezwungen sind weiter zu machen, bis wir gehen können. Und das tun wir am Ende alle.

Genauso verhält es sich auch mit seelischer Reifung. Wir sprechen immer so gerne von Heilung. Das Wort trifft es nicht ganz: es gibt nichts zu heilen, weil alles richtig ist, wie es ist. Wir reagieren auf alte Verletzungen in logischer Weise: mit ausweichendem Verhalten und das in unglaublicher Vielschichtigkeit, Reife und Intelligenz.

Dieses Korsett wird erst dann zu eng, wenn man beginnt alte Begrenzungen überwinden zu wollen; mit anderen Worten: aus der sogenannten Komfortzone heraus zu wollen. Mit Komfort hat das allerdings oft nicht viel zu tun; ich nenne es lieber Sicherheitszone.

Wenn wir beginnen unsere Sicherheiten – oder unsere vermeintlichen Sicherheiten – zu verlassen, um unserer Sehnsucht zu folgen, um unsere Potentiale zu leben oder um unseren Träumen nach zu jagen, kommt statt Wunscherfüllung erstmal das, was ein Kind beim Laufenlernen erlebt: wir stolpern. Wir stehen plötzlich im Sturm; wir rennen vor die Wand unserer Widerstände. Diese können aber nur überwunden werden indem wir uns ihnen stellen. Dafür müssen wir sie erstmal sozusagen provozieren; ans Licht holen. Und das tut man automatisch, wenn man etwas will, was man vorher noch nicht getan hat. Widerstände sind nichts anderes als Ängste.

Das passiert also zwangsläufig, wenn wir unseren Träumen nachjagen. Wir beginnen, die Sicherheitszone zu verlassen. Wie ein Kind, das dem Drang, sich vom Krabbeln zum Laufen zu entwickeln, nachgehen muss.

Würde es liegenbleiben in seinem Bettchen, würde es den körperlichen Widerständen, die zunächst verhindern, dass es sofort Laufen kann, nie begegnen. Und diese nie bezwingen.

So ist es mit unseren Träumen. Wir können nicht in unseren alten Strukturen bleiben; und denken, dass wir innerhalb dieser Strukturen, als Mensch vollständig reifen. Wir brauchen den Reiz der Grenzüberschreitung; die Kraft, die uns aus der Sicherheitszone heraustreibt. Und das tun unsere Träume.

Auf meinem YouTube Kanal findest du viele weiterführende Videos zu den Themen Toxische Beziehung, Geliebte sein und Hochsensibilität.

Wer sich immer wieder selbst unterdrückt mit altem, mentalen Gemaule, der hält sich in den alten Strukturen gefangen: „Das kann ich mir aber nicht vorstellen, wie das gehen soll. Dafür bin ich zu alt. Wie lange soll das denn noch dauern; wenn das noch soundso lange dauert habe ich keine Lust. Irgendwo muss das Geld ja her kommen.“ Der Satz: „Wenn das noch so und so lange dauert, will ich es nicht mehr“ ist an Selbstverletzung nicht zu überbieten.

Das Leben kann alles. Es kann innerhalb von Sekunden Chancen, Möglichkeiten und Lösungswege schaffen, wenn es dran ist. Das haben wir alle schon erlebt; wir erleben das dauernd. Wer macht denn Veränderung? Ich oder das Leben? Habe ich meinen Ehemann „gemacht“, an dem Tag, an dem er bei einer Freundin hereinspazierte und mich kennenlernen wollte? Habe ich die Idee „gemacht“, dass ich diesen oder jenen Beruf erlernen wollte? Wer hier ehrlich zu sich selbst ist, wird merken, dass er weder die Ideen und Impulse noch die Umsetzungsmöglichkeiten „gemacht“ hat sondern: er hat sie genutzt. Er hat einem Impuls, einem Drang vertraut und es als Wunsch empfunden.

Das Leben sorgt für das WIE.

Unser Job ist es herauszufinden, was wir wollen; was wir uns wirklich wünschen und uns dem Wind zu stellen, der erstmal weht, wenn wir aus unserer Sicherheitszone heraustreten und unsere Psyche auf die Umsetzung unserer Wünsche vorbereiten.

Das ist genau wie mit dem Laufen lernen; wir müssen nur lange genug dranbleiben; den Hebel bis hinten durchziehen. Dann gehen unsere Wünsche in Erfüllung. Wir geben einfach nur zu früh auf. Wir geben schon bei dem Gedanken auf. Oder beim ersten Heraustreten aus der Komfortzone, wenn es beginnt ungemütlich zu werden. Es wird nie gefährlich; nicht mal das. Aber da wir uns unseren Widerständen stellen müssen, fühlen wir Angst.

Es ist nur Angst; ein Gefühl. Wir verwechseln Angst mit den angstmachenden Gedanken. Wir verwechseln das Gefühl mit den Horrorszenarien, die unser Verstand produziert.

Real ist aber nichts los, außer dass wir Angst oder Unwohlsein verschiedener Art fühlen. Das sollte man bewusst tun; im Bett unter einer warmen Decke. Dort kann man sich am besten ergeben; nur fühlen und Sein-lassen. Das ist der schnellste Weg um Widerstände zu sehen und zu überwinden.

Das Problem ist nie, dass unsere Wünsche nicht in Erfüllung gehen; das Problem ist, dass wir zu früh aufgeben. Wir müssen nur herauskriegen, was wir wollen und uns den Gefühlen stellen. Um das WIE kümmert sich das Leben mit unglaublicher Verlässlichkeit.

Wir brauchen nur unsere Hartnäckigkeit und unsere Ehrlichkeit.

Dafür haben wir unsere Träume; sie ziehen uns wie ein Treibanker durch alle Widrigkeiten hindurch. Der Weg ist meistens ein anderer, als wir uns das vorgestellt haben; es dauert oft auch länger; nicht immer. Aber am Ende ist es wie mit dem Laufenlernen: Hartnäckigkeit bringt Dich immer zum Ziel.

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Tanja Grundmann

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3 Antworten

  1. Liebe Tanja,
    ich bin begeistert von Deinen Artikeln, die mir unendlich helfen und die sehr, sehr großartig finde. Allerdings bei diesem widerspreche ich Dir.
    Ich bin ein Mensch, der eher viel zu lange durchhält, viel zu lange kämpft und auch bis zum letzten Ende.
    Einige Wünsche sind tatsächlich in Erfüllung gegangen. Seltsamerweise jedoch die, an denen ich nicht allzu viel drehen konnte.
    Andere Wünsche, für die ich mich sehr investiert haben, sind letzten Endes erbärmlich gescheitert.
    Ich denke, es ist nicht so, dass wir nur hartnäckig genug sein müssen, damit sich unsere Wünsche erfüllen. Ich denke, es geht um etwas ganz anderes: sich dem Leben anzuvertrauen und darauf zu vertrauen, dass das zu uns kommt, was zu uns gehört. Ansonsten werden wir häufig einfach nur vor Schlimmerem bewahrt.
    Dann ist es eher die Dankbarkeit an das Leben, dass manche hart umkämpften Wünsche trotz aller Hartnäckigkeit unerfüllt geblieben sind.
    Bei manchen weine ich allerdings heute noch in die Kissen… da ist es mir nicht vergönnt gewesen. Das zu akzeptieren, ist wohl auch ein Teil dessen, dem man sich dann stellen muss. Bei mir ist ein Teil davon eine chronische Krankheit, die sich nicht heilen ließ. Trotz aller Bemühungen. Und einige andere schwere Schicksalsschläge, die mein Leben einfach durchziehen. Trotz aller Hartnäckigkeit.
    Ich denke, es geht mehr darum, auch dazu irgendwann ein „JA“ zu finden. Zu akzeptieren, dass manche Dinge unerfüllt bleiben. Und damit zu Frieden zu kommen. Um in sich zufrieden zu werden. Auch mit unerfüllten Wünschen, trotz allem Verlassen von Comfort-Zone und Mut. Denn in der Akzeptanz des Unerfüllten wartet auch ein Geschenk: vielleicht die Erfahrung, die es mit sich bringt, seine eigenen Grenzen zu erleben und zu spüren. Das kann verzweifelt machen. Es kann aber auch, irgendwann, ein Schutzraum sein.

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