Warum man im Streit keine Lösungen findet, es aber immer wieder versucht

Wie oft hat man das schon erlebt: es gibt einen Konflikt in der Partnerschaft, man fühlt sich unverstanden oder grenzverletzt und macht seiner Kränkung Luft. Manchmal geht das gut; dann versteht der Andere und man spricht sich aus. Oft ist das aber ganz anders; man geht vielleicht schon gereizt in das Gespräch, macht sich Luft, der Andere fühlt sich angegriffen; reagiert mit Abwehr, mit Unverständnis oder gleich mit einem Gegenangriff. Gerne folgt hier ein Schlagabtausch mit vielen Vorwürfen, Polemik und Verteidigungsreden.

Paar nach StreitParallel dazu wird es emotionaler, je mehr man sich nicht gehört und wahrgenommen fühlt. Das ist oft der Startschuss für eine Abwärtsspirale. Je wütender oder verletzter man ist; je mehr man sich aus dieser Stimmung heraus versucht zu erklären, desto mehr scheint der Andere auf Abwehr zu gehen. Man verhakt sich emotional ineinander und das Ganze endet in Unverständnis, Tränen, tiefer Verletzheit und manchmal auch echter Verzweiflung.

Das Problem ist: wenn wir in einer Emotionalität sind, verlieren wir einen erheblichen Teil unseres Urteilsvermögens, unseres Weitblicks und unseres Empathievermögens. Unser Werkzeugkoffer mit Konfliktlösungs-Strategien, mit der Fähigkeit Zugeständnisse zu machen, Probleme zu lösen, den Anderen anzuhören, sich selbst zu reflektieren und versöhnlich aufeinander zuzugehen, ist kaum noch auffindbar; geschweige denn benutzbar: Wenn wir emotional werden, verlieren schlichtweg einen Teil unserer Intelligenz.

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Emotionalität schränkt unser Denken ein – eine Wahrheit, die man im Moment der Wut nicht hören wollen würde.

Eine weitere Wahrheit, mit der man auch nichts zu tun haben will ist, dass man in einer Emotionalität für den Anderen nicht mehr richtig wahrnehmbar ist; vor allem wenn man im Selbstverteidigungs-Modus unterwegs ist.

Wir alle kennen es: unser Gegenüber ist stinkwütend und man selbst hat das Gefühl, dass man damit nichts oder nur sehr wenig zu tun hat. Vielleicht ist man dem Anderen tatsächlich übergetreten, aber das Mass an Zorn und die folgende Unzugänglichkeit stehen oft in keinem wahrnehmbaren Zusammenhang zum eigentlichen Anlass. Nicht nur, dass wir uns unwohl und zu Unrecht beschuldigt fühlen oder gleich garnicht wahrgenommen; es kann Angst machen, wenn man den Anderen in einer Emotionalität nicht mehr wiedererkennt. Der vertraute Mensch droht mit seinen verlässlichen Seiten und seiner Zugänglichkeit hinter einer Wand von Aufregung, Wut, Angst oder Angriff zu verschwinden. Dann werden Dinge gesagt, für die man sich am nächsten Tag entschuldigen gehen muss, oder man sagt Wichtiges nicht. Vernüftige, klare Argumentationen sind im Moment der Emotionalität eher die Ausnahme.

Wenn man einander so intensiv und unausweichlich kennenlernt wie in einer Paarbeziehung, bleiben solche Situationen nur selten aus.

Der Streit ist auch nicht das eigentliche Problem, sondern der immer wiederkehrende Drang, den jeweiligen Konflikt im Streit selbst; im Zustand des Emotionalseins lösen zu wollen. Wir brauchen Streit manchmal, um zu sehen was los ist – oder um zu sehen, dass etwas los ist. Wir brauchen ihn auch, um mal Dampf abzulassen. Ich habe hier nicht behauptet, dass man nicht verletzt worden ist oder dass man das nicht auch mal in einer Emotionalität äussern muss; das kann sogar auch total auf den Punkt sein. Aber in der Situation bekommt man das Problem dahinter nicht gelöst.

Besser ist es also, Dampf abzulassen und dann erstmal Pause zu machen. Das ist aber genau das, was man schlecht kann, wenn man sich so richtig schön warmgestritten hat. Emotionen sind klebrig; sie wollen sich selbst erhalten. Wir kennen das alle: man hat sich über etwas geärgert und jemand bietet eine Lösung an. Was passiert? Erstmal will man sich garnicht beruhigen; man will weiter schimpfen, anklagen und toben. Wir wollen uns garnicht beruhigen. Deswegen ist es auch so leicht immer weiter zu streiten und so schwer, damit aufzuhören.

Aber wenn man den Begriff „Beziehungsarbeit“ mit gutem Inhalt füllen will, dann ist sowas damit gemeint. Die Disziplin besteht hier darin, einen Augenblick innezuhalten und am besten mit dem Partner zusammen auszuhandeln, dass jetzt eine Pause gemacht wird. Man kann als Paar zusammen beschliessen, jetzt mal etwas anders zu machen, nämlich zu unterbrechen und sich nicht von der immer gleichen Streitdynamik wegtragen zu lassen, bis man einander spinnefeind ist, obwohl man sich liebt.

Hier ist es wichtig die Verantwortung für die eigenen Gefühle zu übernehmen.

Was heisst das? Verantwortung hat mit Schuld rein garnichts zu tun; kaum etwas wird mehr verwechselt als diese Begriffe. Verantwortung übernehmen heisst: Ich weiss nicht genau, wo das Gefühl herkommt, aber ich kümmere mich darum. Sich kümmern heisst: sich stellen. Sich einem Gefühl stellen heisst: es bewusst fühlen. Augen zu, in sich hinein spüren und dem Gefühl erlauben dort sein zu dürfen. Es ist sowieso da und wird zunehmend weniger Schaden in der Beziehung anrichten, wenn wir es nicht verdrängen, sondern es bewusst wahrnehmen. Das ist Verantwortung übernehmen; wenn man so mit den eigenen Gefühlen umgeht, wird sich das ganze Leben verändern. Und die Beziehungsprobleme bekommt man auch gelöst.

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Auch Bewegung hilft. Wenn wir uns bewegen verändert sich die Biochemie im Körper. Da unsere Gefühle Körperempfindungen und mittlerweile biochemisch messbar sind, führen wir genau auf der Ebene der Entstehung eines Gefühls, eine Veränderung herbei. Das kann schnell helfen, aus einer Emotionalität herauszufinden und wieder zugänglich für Eigentliches, für die Eigenwahrnehmung, für die Wahrnehmung des Partners und für vernünftige Lösungen zu werden. An der Verantwortungsübernahme für die eigenen Gefühle kommt man allerdings nicht vorbei; man kann sich mit Bewegung erstmal helfen, will man aber an den Beziehungskonflikten reifen, muss man früher oder später ins bewusste Fühlen finden.

In der Ruhe können wir also wieder aufeinander zugehen, zuhören und sich selbst und dem Anderen gut sein. Wir verstehen viel mehr, sind aufgeschlossener und empfänglich für Lösungen und nicht mehr im Survivalmodus, der uns eher Kampf und Fluchtverhalten vorschreibt.

Es gibt eine weitere Disziplin in diesem Kontext, die unter Beziehungsarbeit fällt. Einmal wieder in die Ruhe gekommen, hat man oft überhaupt keine Lust das leidige Problem dann auch anzusprechen. Wir sind oft so froh, dass der Streit beendet; die vermeintliche Konfliktsituation unterbrochen ist, dass wir oft kein Bedürfnis mehr haben, uns mit dem schweren Inhalt weiter zu beschäftigen. Das Denken hüpft von Gedanken zu Gedanken und liebt die Zerstreuung, im Gegensatz zu einer mentalen Gerichtetheit, die Ergebnisse bringt. Das ist die gleiche Lustlosigkeit, die wir verspüren, wenn wir etwas tun sollen, was wir eigentlich wollen: einen Brief schreiben. Oder ein Buch.

Die gute Nachricht ist: mit dem Gespräch zur Problemlösung ist es genauso, wie mit dem Angang, etwas zu tun was wir tun wollen. Tief Luft holen und den Anfang machen; der Rest kommt leichter.

Wenn man es nicht tut, knallt es wieder. Sehr wahrscheinlich. Und es wird von Mal zu Mal schwerer, das Problem ausserhalb des Streits anzusprechen, weil man jedes Mal ein Stück mehr genervt davon ist.

Hier ist es klug, mit dem Partner verbindlich zu vereinbaren, dass und auch wann man sich um die Lösung gemeinsam kümmert; zB. nach dem Sonntagsfrühstück, weil die Stimmung dann meistens friedlich und entspannt ist. In einer solchen Atmosphäre kommt man mit dem gegenseitigen Verstehen und der Konfliktanalyse am Weitesten.

Die beiden „Disziplinen“ bestehen also daraus, dem Impuls zu widerstehen, immer weiter zu streiten und: das Problem ausserhalb der Streitsituation anzusprechen.

Fotos:

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Tanja Grundmann

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