Die Schöpferkraft des Unbewussten

Oft haben wir davon gehört; auch dass es wichtig werden kann, zu wissen, was darin enthalten ist, im mysteriösen Unbewussten oder auch Unterbewusstsein genannt.

Es scheint in uns ein Areal zu geben, dessen genauen Ort und Inhalt wir nicht kennen, dessen Substanz jedoch einen entscheidenden Einfluss auf unser Denken, Fühlen, Handeln und damit, auf unsere Erfahrungen hat.

Ich werde versuchen zu erklären, wo man bislang unbewusste Inhalte und ihre Auswirkungen findet.

Wir sind mit unserer Aufmerksamkeit hauptsächlich im Außen unterwegs. Manchmal denken wir nach und sind in unseren Gedanken wahrhaft verloren. So richtig „da“ sind wir aber oft erst, wenn starke Emotionen im Spiel sind: erst, wenn es richtig wehtut, geht unsere Aufmerksamkeit vom Irgendwo ins Hier. Plötzlich ist man wieder „da“.

Im Großteil unseres Alltagsbewusstseins jedoch, während unsere Aufmerksamkeit eher unkoordiniert im Außen, von visuellem Reiz zu visuellem Reiz, von Geräusch zu Geräusch, von Eindruck zu Eindruck springt, gibt es zeitgleich in unserem Inneren einen konstanten Dialog zwischen unserem Denken und Fühlen.

Dieser stete Denkstrom und seine emotionale Beantwortung bleiben bei den meisten Menschen weitgehend unbemerkt; nicht nur WAS der Mensch den ganzen Tag denkt und fühlt, sondern sogar, DASS er ständig denkt und fühlt ist ihm nicht bewusst.

Wenn man mal ganz genau schaut, wird man feststellen, dass jeder noch so kleine Gedanke, andere Gedanken nach sich zieht und zeitgleich irgendwo im Körper Gefühle erzeugt. Diese Gefühle färben die nächsten Gedanken. So kann sich völlig unbemerkt ein Gedankengang mit den dazu entstandenen Gefühlen bilden. Das schaukelt sich hoch und wieder herunter, und währenddessen beraten wir Kunden, schreiben Briefe, unterhalten uns, kaufen ein oder räumen auf – die Aufmerksamkeit im Außen. Aber selbst darum wissen wir meist nicht.

Auf meinem YouTube Kanal findest du viele weiterführende Videos zu den Themen Toxische Beziehung, Geliebte sein und Hochsensibilität.

So gibt es also zu dem „Außenleben“ ein komplettes, paralleles Innenleben, das wir zu sehr großen Teilen nicht wahrnehmen und kennen und zusätzlich noch die nicht zählbare Fülle all der Reize, die auch noch von Außen kommen. Und das tut es im weitgehend Verborgenen, dort, wo wir mit unserer Aufmerksamkeit meistens nicht sind.

Es ist so etwas wie ein riesengroßer weißer Fleck auf der Landkarte.

Der Gedanken-und Gefühlsstrom erhält und ernährt sich nicht nur selbst, sondern er hat eine Art Unterkonstruktion. Sie setzt sich erheblich aus der Summe der Eindrücke und des Erlebens im vorsprachlichen Alter zusammen und perpetuiert sich im Laufe der Lebensjahre selbst weiter:  gespeicherte Emotionen, von der Familie übernommene Denk,-Fühl,- Reaktionskonventionen, Traumen, familiäre Spielregeln, Verletzungsmuster, Informationen darüber, wie man uns in der Familie „gesehen“ hat; schlichtweg die Summe all dessen, woraus sich unbemerkt eine Identität gebildet hat.

Das Unbewusste besteht also aus den Inhalten und Grundlagen des konstanten inneren Dialogs: somit bildet der absolute Hauptanteil unseres Denkens und Fühlens, sowie die gespeichteren Erfahrungen und übernommenen Denkkonventionen zum einen das, was wir als Identität empfinden, und zum anderen das Unbewusste.

Natürlich wissen wir manchmal, was wir denken, oder wie wir über etwas denken, oder wie wir etwas empfinden. Aber das deckt sich nicht im Entferntesten mit der unfassbar großen Datenmenge an Gedanken und Gefühlen, die tatsächlich in unserem inneren Raum arbeitet.

Die Summe dessen, was Menschen erlebt haben – was sie fühlen und denken, ihre Sympathien und Abneigungen, ihre wiederkehrenden Lebensthemen, ihre Ängste und ihre Erinnerungen, ihre Konditionierungen, sowie ihre Träume und Belastungen – bildet unbemerkt das, was man zunächst als Identität empfindet.

Diese Identitätsfaktoren sitzen wie Filter auf der menschlichen Wahrnehmung: das, was ich sehe, finde ich da, wo ich hinschaue. Leicht hält man die Inhalte der eigenen Wahrnehmung für die Wahrheit. Dabei ist meine Wahrnehmung im Gegensatz zu Erkenntnis nichts anderes als eine Projektion meines eigenen Denkens. Ich sehe das, was ich denke.

So ist zB. bekannt, dass die amerikanischen Ureinwohner am Strand stehend, die Schiffe der Europäer zunächst nicht haben sehen können, schlichtweg, weil sie keine Schiffe kannten. Schiffe kamen in ihrem Denken nicht vor.

Wir sehen nur das, was wir für möglich halten.

Und das, was wir als äußere Dokumentation unserer Inhalte sehen, bestätigt die vermeintliche Richtigkeit unseres Denkens. Somit schaukeln sich Eindrücke, Wahrnehmungen und Sichtweisen zu ganzen Weltbildern und Scheinwahrheiten hoch, denen wir zunächst völlig unwidersprochen und unhinterfragt Glauben schenken.

So zählen auch diese Mechanismen der Realitätsentstehung durch ihre unbemerkten Abläufe in der menschlichen Psyche, auch zum Unbewussten.

Wenn unsere Sichtweise und persönliche Realität also eine Projektion unserer überwiegend unbewussten Inhalte ist, dann kann man sagen, dass das Außen gewissermaßen ständig auf das Innen zeigt. Ich kann am Außen; an dem, was ich erlebe und wie ich erlebe sehen, wie ich wirklich über mich selbst und die Welt denke. Das Außen ist also – zu einem erheblichen Teil – eine Abbildung meiner unbewussten Inhalte.

Somit findet man die Ausdrucksformen der unbewussten Inhalte im Außen; Anlass für viele Menschen, sich in Therapie oder Selbsterforschung zu begeben – wenn das äußere Leben; die Lebenssituation zunehmend Orientierungslosigkeit, Schmerz, Unzufriedenheit oder Angst hervorruft.

Diese Gefühle sind meist stark und schmerzhaft; und werden mit der Zeit so penetrant, dass man früher oder später, nicht an ihnen vorbeikommt. Wir werden sie nicht mehr durch Ausweichhandlungen los und müssen uns ihnen stellen. Wir sind also gezwungen uns selbst zu spüren und zu merken, was in uns los ist.

Ein Teil der Aufmerksamkeit wendet sich also nach innen; ein höheres Maß an Eigenwahrnehmung ist die zwangsläufige Folge.

Man kommt an sich selbst nicht mehr vorbei. Das wird besonders in emotionalen Ausnahmesituationen deutlich: bei starkem Liebeskummer, Verlust, Krankheit und Tod eines geliebten Menschen.

Das Bewusstwerden der eigenen Inhalte erfolgt also durch eine Richtungsänderung der Aufmerksamkeit: von einer fraglosen, unbemerkten Außengerichtetheit hin, zu einer zunehmenden Außen-UND Innengerichtetheit. Das ist der Schlüssel für Heilung, Reifung und am Ende für ein frohes Leben.

Das Beobachten des Atems, Yoga, Meditation oder Gehmeditation  unterstützen hier beim Schulen und Stärken der Eigenwahrnehmung.

Auf diesem Weg lernt man das eigene Denken, Fühlen und die Konturen des unbewussten Selbstbildes kennen. Man wird nicht nur viel, viel genauer sehen, was man eigentlich den ganzen Tag denkt, sondern vor allem wie man denkt: in welchen Kategorien, in welchen Eingeschränktheiten, in welchen immergleichen Bahnen mit den immergleichen Ergebnissen. Man wird sehen, wieviel Autorität man der Militanz des Verstandes gibt, wieviel Schmerz der Verstand durch diese Art, ihn zu nutzen, produziert; welche Gefühle durch welche Gedanken entstehen und welche Gedanken das jeweilige Fühlen produziert. Natürlich beginnt man als Folge, in jedem Kontext, klarer zu sehen. Die Filter, durch die man vorher die Welt gesehen hat, haben sich begonnen aufzulösen. Früher oder später bemerkt man, wie fraglos man alles, was man sich zusammendenkt, für Wirklichkeit und Wahrheit hält.

All diese Inhalte waren unbewusste Inhalte.

Die Kraft des Unbewussten ist lange bekannt; sein Schöpfungspotenzial ist um ein Vielfaches stärker, als unser bewusstes Wollen. Wie oft haben wir erlebt, dass wir beim nächsten Mal alles anders machen wollten; wie oft wollten wir bestimmte Grenzverletzungen nicht mehr erleben; eine andere Art von Beziehung kreieren und merkten, dass offenbar eine Eigendynamik die Erfüllung dieser Wünsche verhinderte.

Die unbewussten Denk-und Fühlprozesse sind zunächst überwiegend das, was unser Leben führt und steuert.

Werden sie uns bewusst, verlieren sie ihre Wirksamkeit. Erst dann kann man echte mentale Stärke gewinnen und so etwas wie Gedankenkraft entwickeln.

Es sind die Gedanken und Gefühle und deren Verzahnung, die wir kennenlernen, anschauen und eine Zeitlang aushalten müssen, denn: es kann nur heilen, reifen und sich verändern, was wir sehen können.

.

Fotos:

maspi / photocase.de

This file is in public domain, not copyrighted, no rights reserved, free for any use.

Beitragsbild:

maspi / photocase.de

Vielleicht interessiert dich auch:

Tanja Grundmann

Brauchst du weiterführenden Rat?
Möchtest du deine Beziehung lebendiger gestalten oder die Kommunikation mit deinem Partner verbessern? Oder ist deine Beziehung in einer Krise und du weißt nicht, ob die Liebe reift oder endet? Bist du in einer Lebensphase, in der du dich wie in der dunklen Nacht der Seele fühlst? Stehst du vor existenziellen, spirituellen und philosophischen Fragen? Suchst du deinen Pfad und deine Aufgabe im Leben? Oder läßt dich die Suche nach der absoluten Wahrheit nicht los?

Mit mehr als 39.000 Beratungsgesprächen, meinem umfassenden Hintergrundwissen, sowie meinem hohen Empathievermögen kann ich deine Lage genau erfassen und mit dir ganz individuelle Lösungsansätze abstimmen. Wenn du jemanden brauchst, der genau versteht, wovon du sprichst, melde dich gerne!
Du kannst das Kontaktformular dafür nutzen, oder mir eine WhatsApp/SMS auf meine Mobilnummer: +49 151 2757 1004 schicken. Da ich ausschließlich am Telefon berate, ist es egal, wo du wohnst. Die weiteren Beratungsmodalitäten- und Themen findest du unter Beratung&Infos.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Telefonische Beratung

Seit 28 Jahren berate ich Menschen in allen Beziehungsfragen. Ich helfe in großen und kleinen Lebenskrisen und habe manchen durch die dunkle Nacht der Seele begleitet.
Einen Themenschwerpunkt in meinen Beratungen stellen die toxischen Beziehungen dar: mit einer von mir entwickelten Vorgehensweise habe ich vielen Menschen helfen können, in ihre eigene Kraft zurückzufinden und eine toxische Beziehung verlassen zu können.

Wenn du einen Beratungstermin vereinbaren möchtest, erreichst mich über das Kontaktformular oder unter:

+49 1512 7571004
mail@beziehung-in-balance.de

Kategorien

Neu! Tanjas neues Buch ist jetzt erhältlich:

Einseitiger Beziehungswunsch - Wenn Männer nicht verbindlich werden

Beziehungsratgeber für Affäre, Liebeskummer, heimliche Liebe, Verlustangst, Dreiecksbeziehung & Toxische Liebe

Millionen Frauen stecken in einer Affäre mit einem Mann fest, der sie am langen Arm verhungern lässt. Die Frau wünscht sich eine echte Beziehung, doch der Mann weicht aus, bleibt unverbindlich, zieht sich zurück …

Alle Hintergründe im Buch! Es wird dir dabei helfen, endlich aus der emotionalen Abwärtsspirale auszubrechen oder der Affäre eine gute Wendung zu geben!