Warum wir beim Verzeihen / Vergeben an unsere Grenzen stoßen

Viele Menschen haben sich mit den Thema Vergeben beschäftigt und versuchen dem Satz „Man soll nicht urteilen“ gerecht zu werden.
Irgendwie scheint das nicht so einfach zu gehen und das hat einen Grund.
Es geht um Schuldgefühle.

Schuldgefühle sagen: „Ich muss ganz viel leisten und ganz viel tun, um das zu bekommen, was ich brauche.“
Sie zeigen sich überall dort, wo man das Gefühl hat, sich alles hart erkämpfen zu müssen, wo man sich ausgeschlossen fühlt, wo man die Last anderer trägt oder versucht die eigene Last auf andere zu übertragen (Vorwürfe), da, wo man sich schämt, dort, wo man sich klein und wertlos fühlt oder gar dem Rest der Welt überlegen.
Die Schuldgefühle zeigen sich, wo ich andere glücklich machen muss und mich selbst nicht spüren darf, dort, wo das Gute irgendwie für die anderen da zu sein scheint, aber nicht so recht für mich selbst, kurz, wo „es irgendwie an mir liegen muss“.
Und, sie zeigen sich in jeder Anklage, Selbstanklage oder aber auch dort, wo ich mich selbst angeklagt fühle. Die Liste erscheint schier endlos, die mannigfachen Ausdrucksformen gefühlter Schuld haben auf die eine oder andere Weise den gemeinsamen Nenner: Ich reiche nicht.
Schuldgefühle hat fast jeder, der eine stärker, der andere schwächer, mal quälend, mal eher unterschwellig.
Zusammengefasst: Schuldgefühle erzeugen das latent vernichtende Gefühl, nicht auszureichen um eine zweifelsfreie Daseinsberechtigung zu haben.

Ich mache es kurz – wenn Schuldgefühle ausheilen, dann entfällt das Vergeben, denn es gibt keine Anklage mehr.

Das Erfordernis des Vergebens setzt die Idee von Schuld voraus.
Wenn diese in ihrer Absurdität und Beliebigkeit erkannt wird und damit zerfällt, ist nichts mehr da zum vergeben. Wenn es keine Verurteilung mehr gibt – weder über mich, noch über andere – ist tiefes Mitgefühl möglich: mit uns selbst und mit denen, die wir vorher verurteilt haben.
Auch um meine Verletztheit wirklich anerkennen, fühlen und umarmen zu können, braucht es dieses Mitgefühl. Das geht mit Schuldgefühlen nicht.

Es ist nicht nur die beste Freundin, die eine Trennung durchlebt, die unser Mitgefühl braucht, sondern noch viel mehr der Delphinschlächter und der Diktator, der Mann, der misshandelt, der Vater, der missbraucht, die Mutter, die nicht fühlt, oder auch der Internatserzieher, der prügelt sowie der Partner, der verlässt.

Auf meinem YouTube Kanal findest du viele weiterführende Videos zu den Themen Toxische Beziehung, Geliebte sein und Hochsensibilität.

Wenn ich erkenne, dass ich nicht schuldig sein kann, werde ich erst empfinden können, wo ich wirklich andere Menschen verletzte. Wenn ich erkenne, dass ich nicht schuldig sein kann, dann sind andere es auch nicht. Dann entfallen Selbstanklage, Anklage und auch das Vergeben-müssen.

Und, wenn Schuldgefühle ausheilen, zerfällt der verhängnisvolle Teil der Verbindung zur Vergangenheit und damit der Drang, die Biographie wieder und wieder re-inszenieren und  analysieren zu müssen.
Wenn Schuldgefühle heilen, entsteht Raum für Frieden, in uns selbst und in unseren Beziehungen.
Zur Heilung muss man sich der Idee von Schuld stellen, das heisst genau hinschauen, wo sie auftaucht und welches Denken und Fühlen damit verbunden ist.

Wer seinen Schuldgefühlen auf die Spur kommen möchte, wer aus dem Teufelskreis Schuld, Vorwurf und Selbstanklage heraus will, wer endlich Frieden mit seiner Vergangenheit finden will und dabei Supervision wünscht, ist eingeladen, in meiner Beratung zu erfahren, „wo man hinschauen“ muss, um sie, die Schuldgefühle, zu sehen und zu erfahren, wie sie entstehen, und wie man die Heilung zulässt.

en.joy.it / photocase.com

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Tanja Grundmann

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