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ToggleMittlerweile klagen fast alle darüber: die Zeit rast und setzt Menschen unter Druck. Arbeitende erzählen, dass sie in immer weniger Zeit, immer mehr schaffen müssen. Andere bemerken, dass sie abends kaum noch die Stunden und die Muße dafür haben, Dinge zu tun, die ihnen immer wichtig waren und ihnen zur Regeneration gedient haben.
Oft habe ich gehört, wie Menschen erzählen, dass sie den Abend fast nur auf der Couch verbringen und früh einschlafen, um am nächsten Tag wenigstens die Arbeit gut zu schaffen.
Was rast da eigentlich so?
Die Industrienationen haben sich gut eingerichtet. Was auch immer man hier meint zu brauchen, ist meistens nicht weiter als einen Handgriff entfernt. Alles ist sofort erhältlich, man braucht nicht mal mehr für die Weihnachtseinkäufe vor die Tür, wenn man nicht will. Jede Musik ist sofort irgendwo hörbar – die Älteren unter uns erinnern sich daran, wie es war, als man für eine Schallplatte sparen und sie im Laden kaufen musste, um die Musik, die man toll fand, endlich oft erst nach Wochen wieder hören zu können. Heute geht alles immer und sofort. Wir brauchen nicht mehr warten. Alles ist „convenient“, bequem; wir drohen unsere Instinkte zu verlieren und…..hat es uns Zeit gespart? Natürlich nicht; paradoxerweise kostet diese „Zeitersparnis“, vor allem dann viel Zeit, wenn es Blödsinn ist und uns dumm hält. Wir verbringen einen mittlerweile erheblichen Teil des Tages über ein Smartphone gebeugt oder gleich den ganzen Tag am Rechner; wieviel Lebenszeit beim Scrollen und Kommentieren in den sozialen Medien draufgeht, weiss wahrscheinlich niemand so genau. Die ganzen Eindrücke und Impulse, denen wir uns auf diese Weise aussetzen machen müde und durcheinander. Unsere eigentliche, natürliche Lebensweise – ohne all diese Dinge – mutet uns das nicht zu. Jetzt müssen wir uns jedoch mit viel zu vielen Dingen auseinandersetzen oder sie verdrängen; all das passiert im Sekundentakt; all diese kleinen unbemerkten Entscheidungen, die unsere Gehirne treffen müssen! Dauerbrowsen ist eigentlich das Schlimmste, was man sich antun kann.
Dieses Überangebot an sogenannten Erleichterungen und Bequemlichkeiten sowie das Zeit-totschlagen im WorldWideWeb sind aber nur ein Teil der Ursachen für die Beschleunigung der Zeit.
Man sagt, dass die Schumann Frequenz für das beschleunigte Zeitempfinden zuständig sei. Diese Frequenz gilt als der Pulsschlag der Erde und dieser verlangsame sich zunehmend; zudem nehme die Kraft des Erdmagnetfeldes ab. Das führt bei uns Menschen zu einem Zeitempfinden, das von vormals 24 Stunden auf gefühlte 16 Stunden zusammengeschnurrt ist. Faktisch soll die Zeit genauso schnell oder langsam voranschreiten, wie sie es immer tat, aber es ist das Zeitempfinden, das uns zu schaffen macht. Die Zeitlinien zögen sich zusammen, sagt man, während gleichzeitig Raumzeit und Herzrhythmus synchronisiert werden. Man spricht von Zeitöffnungen, die uns zunehmend auf mehrere Spuren gleichzeitig bringen: so können Stunden im Flug vergehen und sich zeitgleich Sekunden auf unbekannte Längen ziehen. Es gibt offenbar von der Wissenschaft bemerkte, physikalische Veränderungen.
Ich selbst habe davon wenig Ahnung und vertraue lieber meinen Instinkten. Und ich fühle diese Beschleunigung und sehe, was sie mit mir und mit anderen macht.
Keiner der Wissenschaftler, die sich damit beschäftigen kann zur Zeit sagen, auf was das zusteuert. Natürlich wird auch die Idee diskutiert, dass die gefühlte Zeit, die offenbar ein Konstrukt des menschlichen Verstandes ist, kollabieren und verschwinden wird. Was das letztlich bedeutet, kann auch niemand so genau sagen. Es wird so sein wie immer: es wird für jeden auf etwas anderes zusteuern.
Vielen Menschen macht das Angst; das war bei mir auch so, als ich vor mehreren Jahren diese Beschleunigung entdeckte und mich noch ziemlich alleine damit wähnte. Niemand schien das zu bemerken; jedenfalls niemand, mit dem ich damals darüber sprach.
Das ist heute anders und ich will hier einen konstruktiven Umgang mit dem beschleunigten Zeitempfinden vorschlagen.
Wir haben also oft das Gefühl, nicht mehr das zu schaffen, was wir wollen, müssen oder meinen zu müssen.
Auf meinem YouTube Kanal findest du viele weiterführende Videos zu den Themen Toxische Beziehung, Geliebte sein und Hochsensibilität.
Was kann man tun?
Um das zu beantworten müssen wir nochmal kurz woanders hinschauen.
Wir denken gerne, dass wir uns durch unsere Arbeit und sonstigen Aktivitäten selbst am Leben halten. In Wahrheit hält uns aber das Leben am Leben. Das heisst: wir brauchen uns sowieso – ob die Zeit rast oder nicht – garnicht so viele Sorgen immer darüber zu machen, ob Dinge funktionieren oder nicht. Oder ob irgendwas klappt oder nicht; ob da ist, was wir brauchen oder nicht. Ich bitte einen Moment darum, mal nicht nach links und rechts zu schauen, was bei „den Anderen“ passiert, sondern nur zu schauen, wie man es selbst im eigenen Leben erlebt hat. Hat je irgendwas wirklich gefehlt?
Ich nehme die Antwort vorweg und sage etwas provokant: selbst in den Zeiten der völligen Unbedarftheit; in Zeiten in denen wir vielleicht Dummheiten gemacht haben oder uns selbst richtig schön was vorgemacht haben; selbst in den Zeiten völliger emotionaler, psychologischer und spiritueller Blindheit – war immer alles da.
Das ist jetzt, wo wir alle wacher und klüger werden, ganz sicher nicht anders!
Wir können uns darauf verlassen, dass das, was wir dazu beitragen müssen, immer zur rechten Zeit passieren wird. Wir werden im richtigen Moment die Kraft haben, die ganz wichtigen Dinge zu erledigen; ob das eine Steuererklärung ist oder die Garage aufräumen oder ein Formular ausfüllen und abgeben, ist. Wir können uns also ausruhen, wenn wir das brauchen. Auch wenn es oft ist. Keiner von uns wird verloren gehen.
Aber jetzt kommt etwas das mindestens genauso wichtig wie das Ausruhen ist:
Das ist das Besinnen auf den Augenblick und auf den Tag. Nur heute. Was ist wichtig und die allerwichtigste Frage – was brauche ich?
Wir brauchen eine Sache; etwas Schönes, dem wir so gut es geht, versuchen zu folgen. Wenn es mal ganz schwer ist und kaum geht, dann nur so gut es geht. Wenn Du Norwegisch lernen willst, dann schau jeden Abend eine Viertelstunde (oder mehr, wenn Du kannst) in die Vokabeln. Fange mit ein paar Minuten an, wenn Du denkst, es geht nicht. Wenn Du eigentlich ein Buch schreiben wolltest, dann schenke Dir die halbe Stunde am Tag, in der Du die Notizen machst, die Du für das Schreiben brauchst. Wenn es Dich froh macht im Wald zu laufen oder spazieren zu gehen und Du machmal zu müde dazu bist, dann gehe nur kurz. Oder setze Dich unter Deinen Lieblingsbaum, ohne Gehen. Oder ein wenig in die Sonne; das macht so viel aus!
Wir geben unbemerkt zu schnell auf und denken ebenso unbemerkt, dass das alles in solch wirren Zeiten sowieso nichts bringt. Das stimmt aber nicht.
Wir sind jetzt mehr denn je gezwungen, Prioritäten zu setzen; obwohl oder weil, gerade jetzt alles immer gleich wichtig zu sein scheint. Und immer als Dringend verkleidet daherkommt. Gerade jetzt, ist es Zeit, das zu tun was uns wirklich wichtig ist. Mal viel, wenn Du fit bist und mal ein bisschen, wenn Du müde und traurig bist. Aber gib nie ganz auf!
Es ist jetzt genau die richtige Zeit dafür wenn sowie so alles gleich wichtig oder damit auch gleich egal ist! Dann beginne genau jetzt damit, Dir auszusuchen, womit Du Deine Lebenszeit verbringen willst. Was wolltest Du mit 7 Jahren werden? Was macht Dich glücklich? Was brauchst Du? Was von dem, was Du seit Langem nicht mehr gemacht hast, macht Dich am traurigsten? Wozu hättest Du fast immer Lust? Bei was glühen Deine Wangen?
Wenn wir uns nähren und sättigen, ändert sich unsere Drehzahl; wir bekommen Power, spüren wieder Liebe zu uns und zum Leben und können dann auch die Steuererklärung schneller machen.
Erst das Vergnügen und dann die Arbeit! Es ist nicht nur Vergnügen; es ist Nahrung für Dein Herz, Deine Seele, Deinen Körper, Deine Kreativität und Deinen Kraftspeicher. Es muss nicht gross sein; die Absicht zählt!
Wann, nicht wenn jetzt, sind wir so sehr gezwungen, uns auf das zu besinnen, was wir wirklich wollen, was uns immer schon glücklich gemacht und belebt hat!
Ganz nebenbei ist das auch die Eintrittspforte zu einer echten Berufung. Wer auf der Suche nach dem ist, was er/sie wirklich will, muss unbedingt die kleinen Impulse ernst nehmen und darf sie nicht als „nicht so wichtig“ oder „Spielerei“ abtun. Unsere kleinen Impulse nach Blümchen pflücken, barfuss durch den nassen Rasen gehen oder Querflöte üben, sind absolut gleichwertig mit den grossen Berufungsfragen. Da machen nur wir Unterschiede; das Leben aber nicht. Beides nährt uns, macht uns glücklich und hat die Power, uns durch diese anstrengende Zeit zu tragen.
Wir brauchen nie mehr zu können als wir können, um weiter zu kommen, um versorgt zu sein und um uns ausruhen und besinnen zu können. Wir kriegen schon unsere Arbeit getan.
Wenn wir konstruktiv mit diesen Schwierigkeiten umgehen, brauchen wir uns auch nicht allzu viele Sorgen darüber zu machen, auf welchen Punkt die beschleunigte Zeit zusteuert.
Die Zeitbeschleunigung und das Müdesein zwingen uns dazu, innezuhalten und unsere Prioritäten neu zu setzen und zwar näher an uns und unseren Träumen dran!
Wir sind versorgt, waren es immer und werden es bleiben.
Ruh Dich aus und frage Dein Herz: Wonach ist Dir, Liebes? Was kann ich heute für Dich tun?
Du wirst Antwort bekommen.
Fotos: Christian Bühner, Teneriffa
2 Antworten
Wie schön du das geschrieben hast Tanja und sooo wahr !
Überhaupt sind alle deine Artikel sehr gut !
Es steckt viel Liebe, verbunden mit arbeitsreichen Recherchen und
von dir wahrhaftig Erlebtem und Gelöstem drin.
Das ist spürbar ! DANKE !
Schön, dass es Dich gibt
Liebe Grüße, Petra
Danke, liebe Petra, ich freue mich sehr über deine Worte!