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ToggleWenn wir an Heilung, Erlösung von den Wiederholungen unserer Verletzungsmuster denken; wenn wir an die Erfüllung unserer Wünsche denken, dann wollen wir alle dorthin. Wir haben ein tiefes inneres Wissen, dass Heilung und Befreiung von unseren Zwängen und dem ganzen Stress; von unseren Eseleien und Fehlschlägen, von unseren Ängsten, Schuld-und Schamgefühlen und das Erfüllen unserer Visionen möglich ist. Warum aber fällt es so vielen Menschen so schwer, sich auf den Weg zu machen? Warum steigen viele nach den ersten Metern aus und re-inszenieren lieber weiter, was sie verletzt und quält?
Hier sind 3 Gründe, warum wir zögern oder die Tür sogar ganz zuschlagen
Wir müssen ehrlich zu uns selbst sein, und zwar so richtig – das ist unbequem und lästig, erstmal.
Um den Weg in die innere Freiheit anzutreten, muss man ehrlich sein zu sich selbst. Wem jetzt sofort der Satz „ich bin aber immer ehrlich“ einfällt, der ist es nicht.
Es geht darum, unsere bequemen Selbstbilder infrage zu stellen und zu beobachten; zu erspüren, was wir wirklich denken und fühlen. Wir haben die Tendenz in Vorstellungen von uns selbst zu leben und unsere wirklichen Gefühle nicht richtig wahrzunehmen: der leise Impuls, den ich ignoriere; der mich warnt, mit diesem Mann besser nichts anzufangen; diese kleine leckere Lust, wenn man andere verurteilt; das leise, angenehme Weh, wenn man sich selbst verurteilt.
Es geht darum sich einzugestehen, was man in Wirklichkeit alles nicht weiss. Es geht darum das Rechtfertigungssystem der Fehler, die man gemacht hat, aufzulösen; es geht um das Anerkennen der Irrtümer als solche, für deren Fortbestehen man sich selbst Freibriefe ausgestellt hat; es geht um das Erkennen der Ausreden und Absolutionen, die man sich in der Orientierungslosigkeit einer angstbasierten Identität selbst erteilt hat. Es geht darum, sich einzugestehen, was man wirklich gedacht und gemacht hat und endlich die Verantwortung dafür zu übernehmen.
Es geht darum, genauer zu schauen, auf welchem Boden die eigenen Gedanken, Entscheidungen und Handlungen wachsen: wie oft ist man eigentlich damit beschäftigt, unangenehme Gefühle, wie Angst, Schuld, Scham, Minderwertigkeit und Verlustangst zu vermeiden?
Es geht darum, nicht mehr in der eigenen Fassade zu leben, sondern die wirklichen Gefühle dahinter wahrzunehmen. Es geht darum, genau zu sein, genauer und noch genauer. Es geht darum, die Aufmerksamkeit zu einem Teil dauerhaft auch nach innen zu lenken, und sich selbst besser wahrzunehmen.
All das ist erstmal unbequem, lästig und mitunter anstrengend und angsteinflössend, vor allem, wenn es noch ganz neu ist. Aber es kann sich nur ändern, was wir anerkennen. Das Unbewusste – das, was sichtbar wird, wenn man genauer nachspürt – ist der Bereich, indem sich unsere Vergangenheit immer wieder aufs Neue reproduziert. Werden die Inhalte bewusst, verlieren sie ihre Kraft und müssen sich nicht mehr durch unliebsame Ereignisse im Aussen ausdrücken. Der Reproduktionszyklus unserer Verletzungsmuster und menschlichen Konditionierungen kommt zum Stillstand und wir werden nach und nach frei. Erst hier beginnt der Raum der unbegrenzten Möglichkeiten, den wir so verzweifelt im Aussen gesucht haben.
Wir wissen intuitiv, dass wir uns unseren Ängsten stellen müssen.
Was heisst das und wie kommt das? Sich den Ängsten stellen heisst: sie auslösen und sie dann aushalten. Mehr nicht.
Immer, wenn eine weitere Stufe der Eigenwahrnehmung erreicht wird, entdeckt man eine zeitlang Facetten im eigenen Denken und Fühlen, derer man sich vorher nicht ganz bewusst war. Alles, was man hier entdeckt, beginnt sich zu bewegen, sich deutlicher zu zeigen, sich mitzuteilen und schliesslich auszuheilen. Und das ist neu und bedroht das Identitätsgefühl; das Selbstbild. Heilung heilt das Bild, das man von sich selbst hat. Das alte Ich reagiert mit Angst auf das Sichtbarmachen seiner Inhalte. Anders: Systeme wollen sich selbst erhalten; das Unbewusste will unbewusst bleiben und nicht beleuchtet werden. Hält man das Licht der Aufrichtigkeit hinein, reagiert das Unbewusste mit angsterzeugenden Gedanken.
Bewussteres Wahrnehmen löst eine Unmenge von unkontrollierbaren Vorgängen in unserer Psyche aus. Wir fürchten das Unkontrollierbare; auch wenn wir eigentlich vorher ständig die Kontrolle über Situationen verloren haben, empfinden wir jedoch das Sichtbarwerden unserer unbewussten Inhalte und die Heilung als Kontrollverlust. Wir verlieren in Wirklichkeit nicht die Kontrolle, sondern die Idee von Kontrolle. Das ist das Einzige, was uns wirklich Halt geben wird.
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In langen Heilperioden kann es immer wieder sein, dass viel Angst an die Oberfläche kommt. Die ist nicht neu; sie war immer schon da; immer unter allem drunter. Sie hat das Denken, Fühlen und Handeln unbewusst motiviert und gelenkt. Wenn man sich seiner selbst bewusster wird, beginnt die Angst, die man eigentlich hat, zu heilen. Und zwar indem sie sich zeigt. Meist kommt sie durch individuelle Auslöser ins bewusste Fühlen: das Geld wird knapp und bleibt es für eine Zeitlang; man hat plötzlich Verlustängste in alle Richtungen – um die Gesundheit, um die Beziehung, um die Kinder – meist haben Menschen ein oder zwei Lebensbereiche mit „ihren“ Themen. Es gibt unzählige angstauslösende Gedanken.
Hier macht man über kurz oder lang die Entdeckung, dass Angst viele Gedanken produziert und sich vor sich selbst fürchtet, aber dass real nichts passiert. Durch diese Phase muss man durch. Und das schafft man auch. Man hat weder die ganze Zeit, pausenlos Angst, noch ist es eine besonders finstere Phase. Aber sie ist manchmal anstrengend und eben angsteinflössend, weil wir Angst fühlen.
Wir ahnen, dass hinterher alles anders ist als vorher. Aber wir wissen nicht was.
Tief in unseren Inneren wissen wir um unsere Verwirrtheit, Angst und Verdrehtheit. Wir ahnen: wenn wir unseren Blick nach innen wenden, begeben wir uns auf eine Reise, die unseren Verstand überfordert. Denn genau er ist das Problem.
Das ist nicht ganz richtig, es ist nicht der Verstand selbst, der problematisch ist, sondern die Art, wie wir gelernt haben, ihn zu nutzen.
Bei einer tiefen Heilung wird das Denken geheilt. Dazu wird uns als erstes bewusst, was wir die ganze Zeit in Wirklichkeit so denken. Und das erschreckt uns zum einen, weil wir das nicht wussten und zum anderen, weil wir es gewohnt sind, jeden Gedanken für „die Wahrheit“ zu halten. Wir glauben, dass das stimmt, was da gedacht wird. Auch wenn es noch so angsteinflössend und verworren ist: wir halten daran fest, dass das stimmt und aufjedenfall so kommen muss. Es braucht eine Weile, bis wir merken, dass das überwiegend Geschwätz ist, mit dem wir, versehentlich, unsere Realität gestalten.
Mit einem geheilten Denken ändert sich natürlich auch ein Teil unserer Wünsche und Vorstellungen darüber, was man braucht, um glücklich zu sein. Denn ein angstgesteuerter, verdrehter Verstand, kann keine Ideen produzieren, die ihn selbst heilen können. Das, was man für irre wichtig hält, ist es nachher nicht mehr; entweder garnicht oder es rückt auf hintere Positionen.
Ich selbst ahnte vor vielen Jahren, dass ich im Rahmen einer tiefen Heilung andere Prioritäten setzen würde. Und das war auch so.
Die Wünsche und Prioritäten, die ein geheilter Verstand produziert, sind in ihrem Inhalt und ihrer Ordnung logisch und klar.
Man erkennt, dass man mit den früheren Vorstellungen davon, was es braucht, damit man glücklich ist, niemals glücklich geworden wäre.
Wenn man aufhört jemand sein zu wollen, kriegt man eigentlich erst raus, was man wirklich, wirklich will. Anders ausgedrückt: die Ideen, die man produziert, um glücklich zu sein, müssen von einem Ort des inneren Friedens kommen und nicht von dem Ort des unbewussten Mangelgefühls. Wachsen die Vorstellungen und Wünsche auf dem Boden des Mangels, wird man eben diesen Mangel produzieren. Wachsen sie auf dem Boden des inneren Friedens, wird man Frieden schaffen. Ein geheilter Verstand bringt Frieden hervor und die Handlungen, die auf diesem Boden wachsen werden eine reichere Ernte bringen, als sich ein verdrehter Verstand das hätte vorstellen können.
Wenn der Verstand nicht mehr unbewusst versucht, Dinge in Deinem Leben zu etablieren, damit Du endlich gesehen wirst und Du die Anerkennung bekommst, die Du so sehr ersehnst; wenn Dir völlig egal wird, was Leute über Dich denken und ob Du vom Vater endlich ein Lob bekommst oder nicht, dann hast Du plötzlich einen Riesenhaufen von Zwängen nicht mehr und dafür umsomehr echten Spielraum. Dann jagt man nicht mehr Dingen nach, die andere beeindrucken, sondern geht im Wald Querflöte spielen, wenn einem danach ist. Dann wohnt man vielleicht am Waldrand in einem Steinhäuschen oder in einem selbstversorgenden Lehmhaus, weil man es für zeitgemäss und natürlich hält. Und verzichtet auf ein 200 Quadratmeterhaus, um mit irgendwem mithalten zu können. Dann fährt man mal ein schnelles Auto, wenn man Lust hat und wenn keins, wenn man nicht will oder kann. Man klebt nicht mehr am Aussen.
Plötzlich ist man imstande Süchte und schädliche Gewohnheiten aufzugeben, man isst besser und viel gesünder (das kann ich jedem versichern, der sich auf diese Reise macht). Man verliert Gewicht, die meisten Menschen mögen ab einem bestimmten Punkt dieser Reise kein Fleisch mehr, man erträgt den Fernseher nicht mehr; man entgiftet auf allen Ebenen. Und tut mehr und mehr, was man wirklich tun will.
Das sind die ersten sichtbaren Veränderungen, wenn man sich auf den Weg nach Innen macht, um Gott oder sich selbst zu begegnen und glücklich zu sein.
Fotos:
Normen Gadiel / photocase.de
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Beitragsbild:
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