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ToggleNörgeln und Dauerkritisieren
Hier ist nicht die Rede von einem reinigenden Gewitter, oder einem ernsten Gespräch, in dem Partner einander sagen, wie es ihnen in der Beziehung geht und was ihnen nicht guttut. Hier ist die Rede von ständigem Nörgeln, Maulen und Kritisieren. Von der Rollenverteilung: sie schimpft und verlangt, dass er sich ändert und er schweigt.
Wenn er so schlimm ist, warum zieht sie nicht die Konsequenzen und sucht sich einen Mann, der passt?
Es gibt unzählige Frauen, die mit Männern zusammen sind, von denen sie sagen: er muss sich ändern. Sie dulden an Stellen, an denen sie handeln, Verantwortung übernehmen oder verweigern müssten, spüren ihren Unmut kaum oder garnicht und explodieren dann, wenn sie keinen weiteren Frust mehr schlucken können. Leider steht dann der folgende Fackelzug nicht mit dem eigentlichen Anlass in Relation. Natürlich verstummt der Partner, oder er streitet mit. Was in der Situation aber nicht passieren wird, ist Klärung. Oft beginnt hier das Nörgeln; weil die Vorwürfe im Streit natürlich keine erwünschten Ergebnisse erbringen, wird der Frust durch Dauermaulen ausgedrückt. Hier ist was nicht in Ordnung, da hätte er mehr Rücksicht nehmen müssen; hier hätte er das sagen und da dies machen müssen. Natürlich kommt dieser geballte Frust nicht allein aus der Beziehung, sondern aus der Gewohnheit, die Verantwortung für das eigene Wohlergehen nach aussen zu verlagern.
Du kannst jeden Mann auf diesem Planeten fragen; er wird Dir sagen, dass er nicht verändert werden will. Nicht mal, wenn er weiss, dass er Fehler macht und Frauen schon verletzt hat. Und bei zunehmenden Dauernörgeln baut sich immer mehr Widerstand auf: sein Wunsch der Frau gefallen zu wollen, schläft ein. Manche Frau wird dann erst recht wütend und kritisiert dann auch noch seine Weigerungshaltung, seine zunehmende Unzugänglichkeit und seine Wortkargheit. Keiner von beiden fühlt sich mehr wohl; wenn die Beziehung nicht zerbricht, dann wird sie ein frostiger Ort werden – es sei denn, man schafft es aus dem Kreislauf heraus.
Auf meinem YouTube Kanal findest du viele weiterführende Videos zu den Themen Toxische Beziehung, Geliebte sein und Hochsensibilität.
Was bedeutet das?
Taten sind x-tausend mal wirksamer als Worte. Spüre Dich selbst und zieh die Konsequenzen. Riskiere die Beziehung; wenn es Dinge gibt, mit denen Du eigentlich nicht leben kannst, dann stell die Beziehung infrage und zwar wirklich. Fühle und verhalte Dich so; wenn Du nicht weisst, ob er noch Verbindlichkeiten mit anderen Frauen teilt, dann darfst Du ihm noch nicht so nah kommen. Wenn Du seine extreme Unordnung nicht erträgst, dann darfst Du nicht so schnell mit ihm zusammenziehen. Wenn Du Eure Unterhaltungen schleppend findest und viel mehr Kommunikation brauchst, dann darfst Du Dich nicht zu früh innerlich für ihn entscheiden. Er merkt das. Wenn Du für Dich selbst klar hast, dass Du ihn 100mal lieben kannst, aber noch nicht sicher weisst, ob Du bei ihm bleiben willst, dann wird er genau das spüren.
Er muss sich nämlich nicht ändern. Du hast nicht das geringste bisschen Recht, ihn in Dein Weltreich einzubürgern; ihn in Deine inneren Systeme und Vorstellungen einzupflegen. Und das wird er Dich spüren lassen, wenn Du verlangst, er solle sich ändern.
Wenn er jedoch spürt, dass er Dich verlieren könnte, weil Du stark, liebevoll und unabhängig bist, wird er es vielleicht freiwillig tun – wenn er kann.
Ändern geht nicht einfach so; wie oft hast Du versucht Dich oder etwas zu ändern: dazu braucht es etwas ganz anderes als nur Wollen und ein bisschen Disziplin. Es ist also auch noch völlig unrealistisch dazu, wenn es um Charakterzüge, Ängste, aktuelle Lebensthemen oder Verletzungsmuster geht.
Aber, wenn ein Mann sich sehr zu Dir hingezogen fühlt, und merkt, dass Du Dir Regelverstösse gegen gutes Benehmen, Eskapaden oder Verbindlichkeitsverweigerungen nicht gefallen lässt, wird er tun, was er kann, um Dich glücklich zu machen. Aber das „nicht gefallen lassen“ zeigt sich nicht durch meckern, sondern durch es „sich nicht gefallen lassen“.
Wenn es zuviel ist, was nicht passt, ist es vielleicht an der Zeit zu fragen, ob die Beziehung überhaupt Zweck hat.
Oder, ob man eine Obszession damit hat, unzufrieden zu sein, meckern zu wollen und sein Beziehungsleben dem aussichtslosen Unterfangen unterzuordnen, einen Mann „ändern“ zu wollen. Im letzteren Fall wird wohl kaum eine glückliche Beziehung dabei herauskommen, sondern eine Unbeziehung, die beiden auf Dauer nicht guttut.
Ihn nötigen, über seine Gefühle zu sprechen und ihn dann „therapieren“
Viele Frauen leben in der irrigen Annahme, sie würden sich für einen Mann wichtig machen, wenn sie ihn geschickt analysieren und ihm klarmachen, wo „Hinschau-Bedarf“ ist; wenn sie ihm beweisen, wie tief sie in ihn hineinschauen können und wie genau sie sehen, womit er sich selbst im Weg steht, und wie man ihm helfen kann – auch, wenn er nicht danach gefragt hat.
Die Kurzfassung: das mag niemand.
Niemand möchte dauernd nach seinen Gefühlen gefragt werden, schon garnicht ein Mann. Und er mag auch nicht von einer Frau, die zu dem Zeitpunkt, zu dem sie das macht schon viel zu verliebt in ihn ist, auseinandergepflückt und dann auch noch auf seine „Schwächen“ hingewiesen werden.
Viele Frauen machen das in der Phase, in der es darum geht, ob ein Mann sich für eine Beziehung mit ihr oder dagegen entscheidet. In ihm herumgraben und ihn therapieren ist der direkte Weg ins „Aus“.
Die Motivation für diesen Beziehungsfehler ist reine Angst: nicht wichtig genug zu sein, nicht „genug“ zu sein alles richtig machen müssen, Angst ihn jetzt schon wieder zu verlieren und noch einiges mehr.
Entscheidet ein Mann sich für eine Frau, dann erst wird er sich emotional öffnen und zwar freiwillig. Er wird seine Inhalte und Gefühle mit ihr teilen und sie, mit zunehmendem Vertrauen, auch hier und da um Rat fragen, vor allem, wenn sie selbst mit ihren Gefühlen gut umgeht und er sich bei ihr sicher fühlt.
Nur so kann Nähe, Vertrauen und echte emotionale Intimität entstehen; es braucht viel Zeit!
Partner-Pleasing: Die Frau werden, die er sich wünscht
Dieses Phänomen ist eng verknüpft mit dem vorangegangen Punkt: aus Angst, nicht zu genügen, wird manche Frau sozusagen vorsichtshalber zu der Frau, von der sie meint, er würde sie so haben wollen. Das Gegenteil wird der Fall sein: eine Frau, die nicht sie selbst bleibt, ist nicht mehr wahrnehmbar. Sie verstellt sich, verbiegt sich und präsentiert ihre Schokoladenseite. Das ist nicht nur extrem manipulativ, sondern auch der Abtörner schlechthin: das mögen weder Männer noch Frauen.
Das Gegenüber verliert seine persönlichen Konturen, seine Natürlichkeit und seine Unbefangenheit. Man hat eine Maske auf. Und in sie kann sich niemand verlieben, ganz einfach, weil man das nicht ist. Der Mann fühlt sich zurecht genarrt und hat keine Chance Dich kennenzulernen und sich für Dich zu entscheiden.
Hast Du das schonmal erlebt: Du hast einen Verehrer, da ist ein Mann, der Dich richtig klasse findet. Du magst ihn, bist aber nicht in ihn verliebt. Du spürst jedoch, wie gut Dir seine Bewunderung tut, das Leuchten in seinen Augen, wenn er Dich ansieht, die Schüchternheit, mit der er Dich bittet, seine Einladung ins Restaurant anzunehmen. Dann verliebst Du Dich in ihn. Eine kurze Zeit fühlt Ihr das Gleiche füreinander, bis plötzlich durch irgendeinen kleinen Anlass oder eine Fehlinterpretation Deine Verlustangst angetriggert wird. Ab da beginnt, erst unmerklich, dann aber zumehmend für Dich spürbar, eine innere Anspannung. Und dann merkst Du, dass er distanter wirkt, nicht mehr so aufgeregt ist, wenn er Dich sieht, bis Du schliesslich das Gefühl hast, er habe das Interesse an Dir verloren. Ich habe diesen Satz von vielen Frauen gehört: „Solange ich nicht verliebt bin, sind die Männer Feuer und Flamme. Ab da, wo ich mich verliebe und mit ihm sein will, verliert der Mann das Interesse an mir.“
Das liegt sehr oft genau daran: sobald es um etwas geht; der Mann wichtiger wird und die Verlustängste angetriggert sind, verlieren viele Frauen ihre Natürlichkeit. Sie glauben, dass das niemand merkt. Stimmt nicht.
Ausserdem werden Beziehungen überwiegend vom gemeinsamen Unbewussten gesteuert und da kann weder geschauspielert noch anderweitig gelogen werden. Ab da, wo mein Verhalten von Verlustänsgten gesteuert wird und ich das vor mir selbst und dem anderen versuche zu überspielen, beginne ich aufzuhören ich selbst zu sein.
Du hast begonnen, eine „perfekte“ Version von Dir zu entwerfen, als Du geschwächt warst, nämlich als, die Verlustängste einsetzten. Das „Version-sein“ schwächt Dich noch mehr. Du gibst Deine ganze Power weg und signalisierst damit Dein nicht vorhandenes Vertrauen in Dein Du-Sein. Der Mann war genau da fasziniert von Dir und in Dich verknallt, als Du noch so richtig Du warst. Das ist das, was liebenswert ist. Und nicht die geschönte Version von Dir.
Warte mit dem Verlieben ein bisschen länger und/oder finde einen anderen Umgang mit den Verlustängsten; einen bewussteren. Dann gehört das Phänomen: „Er verlässt mich, wenn ich mich verliebe“ bald der Vergangenheit an.
Fotos:
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